Tagesziel Tagebau Hambach

Tagesziel Tagebau Hambach

Die Radtour vom 05.092020 sollte zur Abwechslung mal ein Ziel haben. Im vergangenen Jahr war ich an dem Riesenloch des Tagebaus Garzweiler. Es war sehr umständlich, den Aussichtspunkt zu erreichen. Erschwert wurde das auch noch durch Polizeiabsperrungen und mein veraltetes Kartenmaterial.

Es gibt aber noch andere Abbaugebiete und andere Wege. Nach dem Studium meines Kartenmaterials als auch der Online-Karten Open-Street-Map und Google Maps stand das Ziel fest: Tagebau Hambach.

Es gibt in Elsdorf einen Aussichtspunkt. Und diese Stelle sollte mein Ziel sein:

© OpenStreetMap-Mitwirkende - www.openstreetmap.org/copyright

Nach meinen Berechnungen sollte das Ziel in ca. 50 km erreichbar sein. Die Strecke, die ich fahren wollte, war mir bereits bis zum Ende der L375/Kreuzung K24 am RWE Kraftwerk Neurath bekannt. In den vergangenen Tagen war ich mehrfach dort in der Gegend unterwegs. woraus sich dann das heutige Ziel ergab.

Um 11.40 Uhr startete ich meine Tour von Kaarst aus.

Für Radfahrer ist dieses Teilziel (RWE Kraftwerk Neurath) relativ gut zu erreichen, wobei die von mir gewählte Strecke ab dem Abzweig von der L142 auf die K27 (Nähe Hülchrath), die später in die K31 Richtung Barrenstein übergeht, keinen Radstreifen hat. Es ist eine zweispurige Straße, die als Verbindung zwischen Barrenstein und Hülchrath dient und relativ stark befahren ist. Es ist sehr unangenehm, von den Autofahrern, aber auch von Motorradfahrern, sehr eng und mit sehr hoher Geschwindigkeit überholt zu werden. Gegenverkehr ist für manche Autofahrer kein Grund zur Tempodrosselung. Eine sehr gefährliche Strecke für meinen Geschmack.

Die K31 geht über einen Kreisverkehr (Querung L69) und führte mich bis Barrenstein. Ich hatte nun mehrere Möglichkeiten, um meinen Weg fortzusetzen. Ich entschied mich für die bereits zwei Tage vorher ausgekundschaftete Strecke über die Wevelinghovener Straße (K10 - die später in die Römerstraße übergeht) in Richtung Oekoven zu fahren. Ich musste also nach links abbiegen. Diese Strecke hat einen schönen neuen Radweg, der sehr angenehm zu befahren ist. In Oekoven bog ich dann rechts auf die K26 (Neurather Straße) ab. Das ist dann die Strecke, die zwar auch einen Radweg hat, der aber in sehr schlechtem Zustand ist. An dieser Stelle habe ich darüber berichtet: https://www.hermann-splitthoff.de/pedelec/radwegpflege-im-rhein-kreis-neuss/

Hinter der Querung der B59 geht die K26 in die L375 über und endet an der Energiestraße am RWE Kraftwer Neurath. Dort wendete ich mich rechts, um dann im folgenden Kreisverkehr an der dritten Ausfahrt abzufahren. Dort ist eine Treibhausanlage, viele Parkplätze, aber mein Ziel war das Gut Neuhöfchen. Denn ab dort wollte ich die Wirtschafts- und Feldwege in Richtung Rath fahren. Aber genau dort habe ich mich dann verfahren, was mir erst später auffiel. Insgesamt hat mich meine Blödheit ca. 3 km gekostet.

Der unscheinbare Weg vom Gut Neuhöfchen nach Rath ist nicht wirklich gut befahrbar, aber es ging - besser als so mancher Radweg. Die leichten Steigungen sind gut zu meistern und die Gangschaltung konnte mal betätigt werden. Hinter dem Gut Gommershoven mündet der Weg auf die L213, die durch Rath führt. Am Ende des Ortes bin ich dann rechts auf die Alte Frauweilerstraße abgebogen, denn diese Straße ist die Querverbindung nach Bedburg. Auf meiner Karte ist diese Straße (noch) nicht eingezeichnet. Die Renaturierung der Tagebaugebiete hat wohl diese Straße entstehen lassen. Vielleicht hatte es sie ganz früher mal gegeben.

Die Strecke hat keinen direkten Radstreifen, aber einen kombinierten Wirtschaftsweg und Geh-/Radweg. Sowas kenne ich aus den Niederlanden.

Entlang der Alte Frauweilerstraße ist der Wirtschaftsweg auch Radweg mit einer Raststelle für Radfahrer und Wanderer.

Dieser Weg ist sehr gut zu befahren und führte mich direkt an die L361 bei Bedburg. Auch diese Strecke ist eine neugebaute Strecke, denn auf meiner Karten mit einer Auflage von 2002 im Maßstab 1:50.000 ist sie nicht verzeichnet. Scheinbar hatte man nicht genug Platz, denn ein begleitender Radweg ist nicht vorhanden. Für mich eher unverständlich und nun musste ich überlegen, ob ich mir eine Streckenführung durch Bedburg antun wollte. Eine Option wäre eine Strecke neben der Erft gewesen. Leider konnte ich  nicht gut erkennen, ob dies möglich war.

Ich wählte einen Wirtschaftsweg, der an der linken Seite der L361 Richtung Glesch entlang führte. Dieser Weg war gut zu befahren, aber würde mich wohl nicht bis zu meinem Ziel, der K41 bei Pfaffendorf, führen. Und richtig. Es kam ein Kreisverkehr auf der L361, von dem aus ein Parkplatz zu erreichen war. Da endete auch mein Wirtschaftsweg. Notgedrungen musste ich also durch den Kreisverkehr auf die rechte Seite wechseln. Zum Glück musste ich  nicht durch den Ort fahren, denn ich konnte wieder einem Radpfeil folgen. Die grobe Richtung war klar. Es musste bis nach Glesch gehen.

Den Weg nach Glesch fand ich dann auch. Allerdings nutze ich einen Trampelpfad, der nahezu komplett mit Brennesseln zugewachsen war. Das war nun nicht angenehm. Am Ende dieses Weges, der ca. 800 m lang war, sah ich von Weitem einen Polizeiwagen mitten in der Botanik stehen. Das war komisch. Beim Näherkommen sah ich aber, dass es ein Wagen vom Ordnungsamt war. Dennoch komisch. Der Ordnungsbeamte, den ich dann nach dem Weg fragte, beschrieb mir den Weg nach Glesch. Der war dann leicht zu finden und führte mich eine Strecke von ca. 2 km entlang der Erft. Die Erft war links, die Wohnbebauung war rechts. Zum Glück war nicht viel Volk unterwegs.

Ab hier war auch für Radfahrer wieder ausgeschildert, wohin der Weg führte.

Kurz vor Pfaffendorf traf ich dann auf die K41, die ich Richtung Elsdorf fahren wollte. Ich überquerte die A61 und konnte kurz dahinter rechts in die Desdorfer Straße einbiegen. Diese Straße fuhr ich bis zum zweiten Kreisverkehr. Auf der Karte hatte ich gesehen, dass ich quer durch das Stadtgebiet würde machen müssen, wenn ich den direkten Weg nahm. Das wollte ich nicht. Daher fuhr ich an der dritten Ausfahrt aus dem Kreisverkehr raus, um auf der Oststraße bis zum Ende an der Kreuzung mit der K42 zu fahren. Dort bog ich rechts ab, um dann kurze Zeit später in die Köln-Aachener Straße zu fahren, die mich durch eine verkehrsberuhigte Innenstadt direkt zum Aussichtspunkt Hambach bringen sollte.

Um 14.20 Uhr erreichte ich nach 51 km mein Tagesziel. Mit einer Zeit von 2 Stunden und 40 Minuten hatte ich nicht zuviel Zeit benötigt. Der kleinen Umweg und zwei kurze Pausen von noch nicht mal 5 Minuten waren darin enthalten. Ich konnte zufrieden sein - und ich war es auch.

Nach 51 km erreichte ich das gesetzte Tagesziel am Aussichtspunkt des Tagebaus Hambach.

So gesehen war es auch einfach, denn die Strecke hatte ich mit permanenter Motorunterstützung in Angriff genommen. In Erwartung einer Gesamtlänge der Tour von 100 km und mehr, war es notwendig, meine Kräfte einzuteilen. Und das konnte ich auch gut tun, denn ein zweiter Akku war in meiner Satteltasche. Somit musste ich nicht wie sonst mit der Energie sparsam umgehen. Ein gutes Gefühl und eine große Motivation, um längere Strecken fahren zu können.

Lange hielt ich mich nicht auf, um meine Muskeln nicht erkalten zu lassen. Also entschied ich mich, den Rückweg anzutreten, der eine andere Streckenführung haben sollte. Ich wollte über die B477 mindestens bis Rommerskirchen fahren. Nördlich von Rommerskirchen am Stadtausgang ist die B477 für Radfahrer gesperrt. Der Radfahrer wird sehr schlecht auf eine Nebenstrecke geleitet, die dann Richtung Butzheim und Nettesheim führen sollte. Ortsunkundige werden hier Probleme haben, die Umfahrung der B477 zu finden.

Zurück auf der K42, bog ich, nachdem ich die Oststraße passiert hatte, am Kreisverkehr auf die Tankstelle ab und besorgte mir zuckrige Energie. Dann aber ging es auf der K42 (Aachener Straße) in Richtung Zieverich, nachdem mir klar war, dass ich nicht so ohne Weiteres auf die B477 kommen konnte.  Die B55 ist für Radfahrer nicht frei und die hätte ich fahren müssen, um zur B477 zu kommen. Wäre ich die Oststraße wieder nochgefahren, hätte ich vielleicht auf die B55 bzw. auf die B477 kommen können.

In Zieverich fuhr ich in der dritten Ausfahrt aus dem Kreisverkehr in Richtung Pfaffendorf. Die Krefelder Straße quert die B477. Ich machte mir aber keine große Hoffnung, doch noch auf die Bundesstraße zu kommen. Schon war ich an der Auffahrt, die nur für Kraftverkehr vorgesehen war, vorbei, da sah ich einen Weg. Ich entschied zu einem Experiment und nahm diesen Weg, denn er war nach Niederaußem ausgeschildert. Und Niederaußem lag an der B477. Mit ein paar Winkeln und Abzweigungen landete ich dann doch direkt auf der B477, die einen recht guten Radweg hatte. Dieser Radweg führt mich bis zum Stadteingang von Niederaußem.

Ab dem Stadtgebiet wurde der Radweg schlecht und ging dann in einen Pflasterweg über. Allerdings war dieser dann zum Glück gut befahrbar, auch wenn der Verkehr recht stark war und ich höllisch aufpassen musste, nicht von abbiegenden Autos erfasst zu werden. Einen schönen Ausblick in Richtung Rommerskirchen hat man durch das Kraftwerk nicht unbedingt, aber wenn man dort wohnt, gewöhnt man sich bestimmt an die qualmende Nachbarschaft.

Direkt an der Stadt Niederaußem liegt ein riesiges Kraftwerk, welches weithin sichtbar ist.

Am Stadtausgang wird der Radweg auf die andere Seite der B477 geleitet - und das sehr umständlich für den Radfahrer. Keine Ahnung, was diese idiotischen und bedepperten Verkehrsplaner sich immer denken, wenn sie Streckenführungen konzipieren und entwickeln. Somit war ich aber auf dem Weg in Richtung Rommerskirchen. Durch Rommerskirchen wollte ich nicht unbedingt nochmal fahren.  Ein Graus, denn es gibt keinen Radweg. Ein paar Tage zuvor war ich dort und wusste, sobald man die Stadt von Süd her durchquert hatte, dass man umgeleitet wurde.

Zunächst passierte ich den Ort Rheidt und überquerte mittels einer Brücke die B59. Diese wäre ich gerne gefahren, um mich links in Richtung Sinsteden zu wenden. Leider gab es keinen direkten Weg für mich. Aber kurz vor dem Stadteingang von Rommerskirchen erkannte ich die Gegend wieder. In Gil bog ich links von der B477 ab, um auf einem Wirtschaftsweg weiterzufahren. Und dieser Weg brachte mich wieder an den Ort, an dem ich vor ein paar Tagen aus Vanikum kommend in Richtung Stadtmitte abgefahren war. Dieses Mal bog ich links im Kreisverkehr ab und konnte einige Zeit doch noch entlang der B59 in Richtung Sinsteden fahren. Dieser Radweg endete dann und ich musste bei Sinsteden von der B59 runter.

Man wird durch Sinsteden geführt, um dann wieder auf die B59 zu treffen. Diese fuhr ich bis zur K26 (Neurather Straße), die ich beim Hinweg gefahren war. Ich entschied mich dafür wieder bis nach Oekoven zu fahren, aber ich wollte nicht den gleichen Weg zurück fahren, denn ich gekommen war. Darum fuhr ich in Oekoven einfach gerade aus in Richtung Ueckinghoven, um dann über einen verkehrsfreien Weg bis unterhalb von Widdeshoven auf die L69 zu stoßen. Auf dieser Strecke musste ich den Akku nach 82 km wechseln.

Der Akku war nach 82 km, fast immer in der zweiten Unterstützungsstufe.

An der Kreuzung wollte ich nicht auf die schmale vielbefahrene Straße fahren, daher fuhr ich auch hier geradeaus in Richtung Ramrath.

Auch diese Strecke war recht angenehm zu fahren. Am Ortsrand von Ramrath hörte ich Gänsegeschnatter und war überrascht ein Maisfeld zu sehen, welches Maispflanzen hatte, die unten komplett kahl waren. Die Lösung, war der Gänsebauer seine Gänse einfach mit dem Mais fütter. Unzählige Gänse waren im Maisfeld damit beschäftigt, die erreichbaren Reste von den Maispflanzen zu fressen.

Interessante Art, Gänse zu mästen. Maisfeld und viele Gänse mit großem Hunger.

In Ramrath war ich früher schon mal gewesen. Dieses Mal entschied ich mich an der Lambertus-Kapelle nicht rechts in den Ort zu fahren, sondern geradeaus in Richtung K31, die mein Hinweg gewesen war. Ab diesem Punkt fuhr ich die mir bekannte Strecke über Hülchrath, Mühlrath Museumsinsel, Lüttenglehn und Rittergut Birkhof nach Hause.

In der Nähe vom Nixhof zeigte der Radcomputer eine zurückgelegte Entfernung von 100 km. Das hatte ich schon lange nicht mehr geschafft. Ich war recht stolz, dass ich diese körperlich anstrengende Entfernung gemeistert hatte. Ich wollte, dass mein Kopf ähnliche gute Leistungen bringen könnte.

Eine Radtour von 100 km hat etwas magisches. Körperlich ist sie durchaus anstrengend. Auch mit Pedelec.

Die Gesamtstrecke des Tages betrug 109 km. Und ich kann heute, da ich den Bericht schreibe, nicht sagen, dass mir die Tour schwere Beine gemacht hat. Ich bin im Moment gut im Training. Auf dem Rad fühle ich mich wohl, so wohl wie sonst nirgendwo.

Die Eckpunkte der Tour sind wie folgt:

Start in Kaarst: 11.40 Uhr Ankunft Elsdorf: 14.20 Uhr Ankunft Kaarst: 17.30 Uhr

Gefahrene Strecke bis zum Aussichtspunkt Tagebau Hambach: 51 km Gesamtlänge der Tour: 109 km

Gesamtlänge der Strecke am 05.09.2020 zum Tagebau Hambach in Elsdorf.

Teilweise werden Radfahrer leider nicht wirklich gut geleitet. Oftmals enden benutzungspflichtige Radwege ohne einen Hinweis. Sehr oft werden Radwege auf der anderen Straßenseite fortgeführt, ohne dass der Radfahrer mit Hinweisen geleitet wird. Für ortsunkundige Radfahrer ist die Streckenführung von der L361 (Höhe Bedburg) bis zur K41 (Pfaffendorf) nicht ersichtlich. Die Führung und Wegweisung ist schlecht.

Den miserablen Radweg zwischen Oekoven und dem RWE Kraftwerk Neurath hatte ich schon beschrieben. Aber überall gibt es Radwege, die benutzungspflichtig sind, aber für Mensch und Material eine Zumutung darstellen. Die Fahrbahnen für den Kraftverkehr hingegen sind immer optimal und sehr gut instandgehalten. Auch im Rhein-Erft-Kreis ist der Radfahrer, und somit auch andere Verkehrsteilnehmer, die nicht Kraftfahrer sind, stets nur zweite oder dritte Wahl. Über wirklich gute Radwege kann man sich ausgiebig freuen. Leider gibt es davon sehr wenige.

Die Nebenstrecken über Wirtschafts-, teils Feldwege, sind oftmals besser zu befahren, wie benutzungspflichtige Rad-/Gehwege.

Galerie der Tour